„Wir alle wollen in Würde sterben. Aber sollten wir nicht erst einmal in Würde leben?“ Diese Frage stellte der Neurobiologe Gerald Hüther im vollbesetzten Braunschweiger Dom.

War es ein Zufall, dass zeitgleich in Hannover in einem großen Festakt die „Charta zur Betreuung schwerstkranker und sterbender Menschen“ von 29 Institutionen und Organisationen unterzeichnet wurde? Der erste der fünf Leitsätze: „Jeder Mensch hat ein Recht auf ein Sterben unter würdigen Bedingungen.“

War es ein Zufall, dass Gerald Hüther zum Abschluss nach der Würde in der Beziehung zwischen Ärzten und Patienten gefragt wurde?

Es war kein Zufall, dass Hüther darauf mit seinen Erfahrungen auf Palliativstationen antwortete: „So viel Würde im Umgang miteinander habe ich selten erlebt.“ Hier werden die Menschen mit ihren Bedürfnissen nach Geborgenheit einerseits und Selbstbestimmung andererseits ernst genommen. Nicht Behandlung steht im Vordergrund, sondern Begegnung. Er wünschte, dass die Haltung in der Hospiz- und Palliativbewegung zum Vorreiter einer neuen Beziehungskultur wird.

Was für ein positiver Ausblick, nachdem gerade die Ausführungen zu unserem leistungsorientierten Bildungswesen und zu profitorientierten Unternehmen gezeigt hatten, wie dringend unsere Gesellschaft eine Neu-Orientierung braucht. Was für eine unerwartete Bestätigung unserer hospizlichen Haltung!

(Veranstalter dieses Abends war die Braunschweiger Buchhandlung Graff. Es war sicher auch kein Zufall, dass die Eintrittsgelder – abzüglich der Kosten – an die Hospizarbeit Braunschweig gingen.)

Ulrike Jürgens