In der Stadt und auf dem Weihnachtsmarkt herrscht an diesem Samstag vor dem zweiten Advent reges Treiben. Währenddessen treffen sich Menschen auf dem Friedhof in der Martinskapelle zum Weg des Gedenkens: Menschen, die um ein verstorbenes Kind trauern – Eltern, Geschwister, Großeltern, Freunde.

Am 2. Sonntag im Dezember wird in vielen Ländern der Erde das Worldwide Candle Lighting begangen. Dann stellen die Menschen um 19 Uhr eine brennende Kerze ins Fenster – als Symbol, dass das verstorbene Kind weiter in den Herzen der Menschen leuchtet. Aufgrund der verschiedenen Zeitzonen entsteht so eine Kette von Kerzenlichtern, die die ganze Welt umspannt.

In Wolfenbüttel laden das Klinikum und die Klinikseelsorger seit 10 Jahren an dem Samstag vor dem weltweiten Kerzenleuchten zu einer Gedenkstunde in die Martinskapelle ein. In diesem Jahr beteiligt sich der Hospizverein erstmals aktiv an der Gestaltung. Oft begleiten wir über mehrere Jahre Familien mit Kindern und Jugendlichen, die eine lebensverkürzende Erkrankung haben, und fühlen uns mit diesen Familien in der Trauer verbunden.

Die Friedhofsverwaltung hat auf dem Boden der Kapelle eine Spirale aus Lebensbaum und kleinen roten Laternen gestaltet. Vertreterinnen des Klinikums legen weiße Rosen dazu.

Die Ansprache von Pastor Schmuck wird umrahmt von drei Liedern, die von einer Gruppe um Axel Becker (Hospizverein) beigesteuert werden. Dann geht es hinaus auf den Weg des Gedenkens: zu den Kindergräbern, zu der Stele für die Kinder, die es mit weniger als 500 g nicht in diese Welt geschafft haben, und zum Abschluss zu der Christus-Statue. An jeder Station helfen Texte beim Innehalten. Lieder, begleitet vom Posaunenchor, geben ein Gefühl von Zusammengehörigkeit. Vor allem aber haben die Familien Zeit zum Gedenken: sie legen Blumen ab, stellen ein Licht auf, nehmen einander in den Arm…

Zum Abschluss bilden wir einen Kreis um die Christus-Statue und singen „Macht hoch die Tür“. Die besinnliche Advents- und Weihnachtszeit ist sicher eine der schwersten Hürden für die Familien, deren Kinder als so genannte Sternenkinder (vor, bei oder bald nach der Geburt), klein oder schon größer, vor kurzer oder vor langer Zeit gestorben sind. Der Weg des Gedenkens rückt diese Kinder für eine Stunde in den Mittelpunkt und gibt ihren Familien Halt.

Ulrike Jürgens