Klassentreffen. Wir feiern 50 Jahre Abi. 18 waren wir in der Oberprima a, wie es damals hieß. 11 sind gekommen – immerhin. Einer ist vor zwei Jahren gestorben.
Nach einer Stadtführung sitzen wir vor „unserem“ Eiscafé – die Mädels unter sich. Das Gespräch dreht sich nicht – wie man meinen könnte – um Männer oder die Berufstätigkeit. Nein: Kinder sind das Thema. Und manchmal auch die Enkelkinder.
Kyra sitzt neben mir. Ich habe sie tatsächlich seit 50 Jahren nicht gesehen, weiß nichts über sie. „Und du, hast du auch Kinder?“, frage ich sie. Sie nickt. „Wie viele?“ Sie zögert. „Auf die Frage kann ich ganz schlecht antworten. Eigentlich drei. Aber mein Jüngster ist mit fünf gestorben.“ Und dann erzählt sie, als ob es erst kürzlich war. „Er war, ist und bleibt ein Teil meines Lebens.“ Damals hat ihr der Austausch in einer Trauergruppe sehr geholfen. Sie hat dann sogar einen Kurs gemacht und war selbst als Trauerbegleiterin in einem Hospizverein tätig.
Ich denke an Anke und Michael. Die beiden haben als Folge einer Fehlgeburt ihre Zwillinge verloren. Im Gesprächskreis „Lichtblick“ in Braunschweig haben sie gelernt, darüber zu sprechen. Dabei haben sie auch erfahren, wie wichtig es ist, sich als Paar mit der Trauer auseinander zu setzen. Deshalb richtet sich die Trauergruppe, die sie ab September anbieten, bewusst an verwaiste Elternpaare.
Hierzu schreibt uns eine Hebamme: „Es ist schön zu wissen, dass sie eine Gruppe für verwaiste Eltern anbieten. Das hat bis jetzt in Wolfenbüttel definitiv gefehlt.“
Ulrike Jürgens