Für jeden Menschen, den die Ehrenamtlichen in diesem Jahr begleitet haben, wurde ein Licht angezündet.

 

Mehrmals im Jahr treffen wir Ehrenamtlichen uns zu einem Fortbildungsabend. Diesmal haben die beiden Koordinatorinnen, Sonja Kobersky und Eva Reuleke, zu einem adventlichen Beisammensein eingeladen. Wir sitzen in einem großen Kreis. In der Mitte eine große Glasschale, ringsum dekoriert mit Zweigen. In der Schale ungezählte Teelichter – vorbereitet für ein Abschieds- und Erinnerungsritual.
Der Reihe nach werden die Namen der Menschen vorgelesen, die wir in diesem Jahr bis zu ihrem Tod begleitet haben. Und bei jedem Namen steht eine Sterbebegleiterin oder ein Sterbebegleiter auf und entzündet ein Teelicht. Mehr als 60 sind es bereits.
Vier Menschen habe ich begleitet. Die Erinnerung an sie und an ihre Zugehörigen wird jetzt besonders lebendig. Lange noch hänge ich den Gedanken nach, während Eva „Im Land der Dämmerung“ von Astrid Lindgren vorliest. Ein schönes Ritual!

Auf dem Nachhauseweg denke ich an die Vielen, für die ich auch gern ein Licht anzünden möchte: an meine Freundin aus Kindertagen, die in diesem Jahr gestorben ist, an Menschen, die ich in den Jahren zuvor begleitet habe, an die Eltern, Großeltern und viele andere, mit denen ich mich eng verbunden fühle. Zu Hause nehme ich die größte und dickste Kerze aus unserem Vorrat.

Ulrike Jürgens