… wie gute Vorräte für schwierige Zeiten! Wüstenzeiten, Krisen, Tod und Trauer – oder auch diese Pandemie mit den Kontakteinschränkungen, dem Lockdown außen und dem Lockdown innen in unserer Seele!

Da tut es einfach gut, wenn wir von unseren bunten Vorräten zehren können, unseren guten Erinnerungen, die wir im Laufe des Lebens gesammelt haben.

Mir kommt da die wunderbare Kinderbuch-Geschichte von Leo Lionni in den Sinn von Frederick, der Maus, die ich oft meinen Kindern vorgelesen habe.

Alle Mäuse sammeln fleißig Vorräte für den Winter: Körner, Nüsse, Weizen, Stroh. Nur Frederick sitzt still auf einem Stein in der Sonne. Die anderen Mäuse sind erzürnt und verwundert über sein Nichtstun. Sie fragen ihn, was er da mache. Frederick antwortet: „Ich sammle Farben, Sonnenstrahlen und Wörter für die grauen, kalten Wintertage!“ Ein schönes Bild für diese Zeit, in der wir gerade leben!

Habe auch ich genug Vorräte gesammelt so wie Frederick, die Maus, und kann ich davon anderen auch abgeben?

Ich glaube, gerade das ist in dem Vorbereitungskurs zur Sterbebegleiterin, an dem ich jetzt teilnehme, der zentrale Punkt. Wenn ich Menschen auf ihrem letzten Weg liebe- und würdevoll begleiten möchte, wenn ich ihre Angehörigen in ihrer Trauer unterstützen möchte, brauche ich selbst auch eine gut gefüllte Vorratskammer.

Vor ein paar Wochen habe ich in meinem Briefkasten eine wunderbare Überraschung gefunden: Post für die Seele – für alle Hospiz-Ehrenamtlichen und jene, die es noch werden wollen. Was für ein schöner, mutmachender Brief mit der Einladung zum ersten Zoom-Meeting! Beiliegend und wertschätzend eine kleine Tüte Lachgummi, ein Schoko-Küsschen, ein Glückstee und ein Teelicht! Dazu eine Anleitung, wie man gute Erinnerungen sammeln kann und warum das hilft. Na, wenn das nicht eine gute Vorbereitung ist!

Eva-Christina Galanulis