Was für wundervolle Bilder wählt Eva-Christina Galanulis für ihr Gedicht „Das wäre schön“, um zu beschreiben, wie sie einst von dieser Welt gehen möchte (siehe Blogeintrag vom 5. März 2021)!

Auch Roland Schulz hat sich des Themas „Sterben“ angenommen. Seine Fragestellung war: Alle reden vom Sterben – aber was ist das denn eigentlich genau, das Sterben?

Als Journalist hat er angefangen zu recherchieren und festgestellt, dass es keine Literatur zu dieser Frage gibt, auch nicht in Bibliotheken, die Medizinern zur Verfügung stehen. Er fand einen Band „Lehrbuch der Palliativmedizin“, 1.400 Seiten, davon 9 Seiten, die sich dem Sterbeprozess widmen.

Und so begann Schulz seine Recherche. Er sprach mit Ärzten, die Leichenschauen durchführen; mit Bestattern; mit einem Thanatopraktiker*; mit Aufbahrern; mit Standesbeamten und vielen mehr.

Roland Schulz schreibt einfühlsam, ohne sentimental zu sein. Er hat sich dazu entschieden, die Leserin bzw. den Leser in die Rolle des Sterbenden zu versetzen. Parallel dazu schildert er alle Phasen für drei andere Menschen, die ebenfalls ihren letzten Weg gehen, jeweils einen völlig anderen.

Die Lektüre dieses Buches klärt so viele Fragen: Wer stellt wann und wie den Tod fest? Wie lange darf die/der Verstorbene in der Obhut der Familie verbleiben? Was ist zu regeln und wer hilft dabei?…

Jeder einzelne Schritt, vom letzten Atemzug bis zu der Zeit, in der niemand mehr Erinnerungen an den verstorbenen Menschen hat – alles wird geschildert. Auch die Trauer findet ihren Raum. Und immer wird berücksichtigt, dass jedes Individuum seinen eigenen Weg geht – im Leben, im Sterben, im Trauern.

Mir wurde dieses Buch empfohlen, und nie hätte ich geahnt, wie gern ich es lesen würde und wie es „beruhigt“.

Ein Zitat: „Was nun wichtig ist, was jetzt, da der Tod eingetreten ist, unbedingt zu unternehmen ist, die eine Sache… Diese Sache ist: Nichts. Ja, nichts. Atem holen. Durchatmen. Da sitzen. Still sein. Weinen vielleicht, die Hand des Toten halten. Sonst nichts. Es gibt keine Eile. Was hätte passieren können, ist passiert. Was kommt, hat Zeit.“

Heidi Wypich

* Thanatopraktiker sind Bestatter mit einer Zusatzqualifikation. Sie kommen zum Einsatz, wenn das ästhetische Erscheinungsbild einer/eines Verstorbenen nach z.B. einem Unfall wiederhergestellt werden soll, damit die Zugehörigen Abschied nehmen können.

PS: Das Buch wartet in der Bibliothek des Hospizvereins auf Leserinnen und Leser!