Ich – ein Baum? Das hatte ich mir noch nie vorgestellt.

In meinem Kopf ratterten die Gedanken.

Eine Buche? Nein, der Stamm ist zu glatt!

Eine Birke? Nein, der Stamm ist zu auffällig und die Äste sind zu zart!

Eine Eiche? Eine alte deutsche Eiche? Nein, alt passt nicht!

Aber dann hatte ich es. Ich möche eine Weide sein. Eine Trauerweide. Gerade jetzt leuchtet ihr frisches Grün uns entgegen. Alle anderen Bäume sind noch kahl, aber die Weide hat schon Farbe. Egal, wie sie beschnitten wird, sie treibt kraftvoll wieder aus. Ihre Zweige ragen in den Himmel, streben aber auch der Erde entgegen. Dadurch entsteht etwas Geheimnisvolles. Ich sehe Kinder unter der Weide spielen, sie verstecken sich, um gefunden zu werden. Sie fühlen sich wie in einer Bude, geheimnisvoll, geborgen und geschützt.

Auf dem Weg zu unserem zukünftigen HospizZentrum steht so eine Weide. Für mich ein Sinnbild für unseren Neuanfang. Mögen sich alle Gäste und ihre Besucher, alle Mitarbeitenden und Ehrenamtlichen in dem neuen Haus geborgen und beschützt fühlen! Und welcher Schicksalsschlag uns auch ereilt: wir können auf Hilfe und Geborgenheit vertrauen. Dafür steht die Trauerweide – und dafür stehen wir vom Hospizverein.

Und welcher Baum wären Sie?

 

Helga Hoffmann

 

Foto: Helga Hoffmann