Ich bin fast zu Hause, bald bin ich da.
Die Reise war lang – nun ist das Ziel nah.
Nur noch dieser Hügel, ein wenig bergan,
dann noch eine Biegung, bin ganz nah dran.
Ich halte kurz inne und höre Musik.
Sie klingt in mir wieder – aufkommendes Glück.
Ihr Klang lockt mich zärtlich, belebt meinen Sinn,
drängt weiterzugehen. Dort will ich hin.

Der Weg war beschwerlich, mir tut alles weh.
Ein Schritt nach dem anderen, komm weiter – geh!
Wer wird mich erwarten? Wird jemand da sein,
der mich erkennt, mich bittet: „Tritt ein!“?
Ich komm immer näher und fühl mich ganz leicht.
Bin nicht mehr müde, eine Brise streicht
mir sanft durchs Haar, gibt mir Rückenwind.
Was ist mit mir los? Ich lauf wie ein Kind!

Mir verschlägt es die Sprache: So hell, so schön
leuchtet die Stadt; ich kann kaum hinsehn.
Und dieser Duft – so herrlich und weich –
durchzieht meine Sinne, eine Mischung zugleich
aus Blumen und Bäumen,
Weihnachtsplätzchen zum Träumen,
Zitrone, Kamille,
Honig und Vanille.

Und dann sehe ich sie: die Abertausend!
Ihr Lachen und Rufen klingt wie ein Brausen.
Sie winken und jauchzen, sprühen vor Glück.
Wen erwarten sie wohl? Ich winke zurück.
Ich drehe mich um, wer ist so berühmt
und hat all den Jubel hier verdient?
Doch ich sehe keinen, der hinter mir geht…
Vielleicht kommt er noch, ist nur etwas spät?
Und je näher ich komme, desto mehr merke ich:
Sie jubeln mir zu, sie erwarten mich!
Unbeschreibliche Freude – kann es denn sein?
Es schallt mir entgegen: „Willkommen daheim!“

Text: Esther Dymel-Sohl
Foto: Tanja Ehlers

 

Wir danken Esther Dymel-Sohl für die freundliche Genehmigung zur Wiedergabe ihres Gedichtes.

Gedichtvortrag durch Esther Dymel-Sohl