Jeder schwerkranke und sterbende Mensch, den ich begleite, begleitet mich für eine Weile auf meinem Lebensweg.

So durfte ich Frau R. ein ganz kleines Stück ihrer Lebenszeit begleiten. Und sie belohnte mich, indem sie mich begleitete… Sie ließ mich teilhaben an ihrer Lebensgeschichte, die sie voller Liebe, Glanz in den Augen und Fröhlichkeit – trotz vieler Schicksale – erzählte. Ich lauschte ihrer Stimme, war beeindruckt von ihrem selbstbestimmten Willen…

Oder die Begleitung von Herrn B., der seiner Krankheit immer wieder trotzte – entgegen aller Prognosen… Er begleitete mich für einen längeren Zeitraum. Er teilte seine Traurigkeit mit mir, wenn er an den Abschied von seiner Familie dachte.

Ich verabschiede mich von meinen Begleitungen auf meine eigene Art und Weise … zum Beispiel bei einem Spaziergang am See, bei dem ich eine Muschel auf eine Reise ins Wasser schicke … still und leise. Die Natur zeigt sich mir mit vielfältigen Motiven: beeindruckend Schönes findet sich neben Verkommenem, strahlend Helles neben Düsterem, Wachsen und Blühen neben Vergänglichem – Gegensätze, wie sie jedes Leben ausmachen.

Text und Fotos: Tanja Ehlers