Unser Ziel ist der Kräutergarten in Riddagshausen, Treffpunkt die kleine Frauenkapelle in der Nähe der großen Klosterkirche. Mit den historischen Gebäuden und Steinmauern, den lauschigen Plätzen in der weitläufigen Garten- und Parkanlage fühlt man sich in das Mittelalter versetzt. Hier haben bereits im 12. Jahrhundert die Zisterzienser einen Kräutergarten angelegt und mit ihrem Erfahrungsschatz Krankheiten behandeln können.

Zur Einstimmung hören wir in der freundlichen, lichtdurchfluteten Kapelle die Geschichte „Ein Kräutergarten für die Seele“ von Pierre Stutz. Dabei macht ein frischer duftender Kräuterstrauß die Runde.

Dann erkunden wir den wunderschönen Kräutergarten. Er steht in voller Blüte. Frau Herzig, eine ehrenamtliche Kräuterführerin vom Verein „Kulturpaten“, erklärt uns anschaulich die verschiedenen Heilkräuter und ihre Anwendung. Wir dürfen alles anfassen, riechen – und sogar probieren! Salbei, Weinraute, Bockshornklee, Andornkraut, Senf, Minze, Kümmel… – Lernen mit allen Sinnen!

Unter einer großen Linde – bei Kaffee und Kuchen – ist Zeit für Gespräche. Dann wandeln wir weiter an den zahlreichen Gemüsebeeten entlang. Radieschen, Leinpflanzen, Kohlrabi, Grünkohl, Mangold und Erbsen sind hier zu entdecken. Vorbei an der blühenden Streuobstwiese mit den verschiedenen Apfelsorten geht es noch zum Giftpflanzengarten und Liebespflanzengarten. Lauter neue Eindrücke! Das tut der Seele gut. Die Zeit vergeht wie im Fluge.

Zum Abschluss kommen wir wieder in der Kapelle zusammen und hören einen kleinen Text über den „Erinnerungsgarten“: „… Blumen und Kräuter spielten bei Totenkulten aller Kulturen eine wichtige Rolle. … Nicht nur das Grab sollte mit Pflanzen besetzt sein, deren Symbolkraft für Erinnerung steht. Der Garten der Erinnerung kann als Plätzchen dienen, sich all den Menschen verbunden zu fühlen, die weit fort oder schon von uns gegangen sind.“ Wer möchte, zündet noch eine Gedenkkerze an.

Mit einer kleinen Saat-Tüte mit Schlafmohnsamen aus dem Überraschungskörbchen geht so mancher mit einem glücklichen Lächeln im Gesicht nach Hause.

Text und Fotos: Eva-Christina Galanulis

Wer sich für den Text „Ein Kräutergarten für die Seele“ interessiert, findet ihn in dem Bändchen „Schenk deiner Seele ein Lächeln. Worte, die gut tun“ von Pierre Stutz, erschienen im Herder Verlag.