Herbst. Die letzten schönen Sommertage sind vorbei. Die Tage werden kürzer. Die dunkle Jahreszeit beginnt.
Es gibt so viele traurige Nachrichten von Krieg, Zerstörung, unerträglichem menschlichen Leid.

Bei einem Spaziergang entdecke ich eine ältere Dame in einem Vorgarten. Sie kniet auf einem Kissen. In aller Ruhe steckt sie Blumenzwiebeln in die Erde.

Ich spreche sie an, und wir kommen ins Gespräch. Sie kann nicht mehr viel im Garten arbeiten. Ihr Ehemann ist pflegebedürftig. Aber für heute hat sie sich vorgenommen, die Tulpen- und Narzissenzwiebeln in die Erde zu bringen – damit sie sich im nächsten Frühling an den Blumen erfreuen kann.

Mir wird bewusst, wie wichtig es ist, die Hoffnung und Zuversicht nicht zu verlieren. Nun schlummern die Zwiebeln in der dunklen Erde. Aber im nächsten Frühling, wenn die Sonne die Erde wieder erwärmt, werden aus den Zwiebeln wunderschöne Tulpen und Narzissen.

Ich erinnere mich an das Tulpen-Gedicht von Josef Guggenmos: „… In der Erde tief / die Zwiebel schlief, / die braune…“
Auch ich freue mich auf den nächsten Frühling. Bis dahin braucht es noch Zeit und Geduld.

Text und Fotos: Eva-Christina Galanulis