Im Garten des zukünftigen HospizZentrums steht ein großer, alter, wunderschöner Gingkobaum. Noch ist der Garten verwildert und verwunschen. Aber eines Tages wird daraus ein gepflegter Rückzugsort, in dem die Gäste und ihre Besucher spazieren gehen und ausruhen können.

Ich liebe Gingkobäume! Der Gingko existiert seit 290 Millionen Jahren. Er ist das älteste lebende Fossil der Pflanzenwelt. Und er ist Symbol für Hoffnung, für Glück, Liebe, Freundschaft, auch für Anpassungsfähigkeit und Widerstandskraft.

Was hat dieser Baum wohl schon alles erlebt? Was könnte er uns erzählen? Wie schön, dass er nun beobachten kann, dass aus diesem ehemaligen Gutshaus ein Haus mit neuer Bestimmung entsteht. Hier werden schwerstkranke Menschen würdevoll ihre letzten Lebenstage verbringen. Mit Liebe, Geduld und Zeit werden sie gepflegt, versorgt und betreut.

Ich stelle mich neben den Baum, schaue auf das Haus, freue mich und bin glücklich! Dann pflücke ich mir einige Gingko-Blätter zum Pressen. Daraus möchte ich später Karten basteln.
Ich erinnere mich an das Goethe-Gedicht „Gingko Biloba“ (siehe unten). Ja, das werde ich auf meine Karten schreiben! Dieses Baums Blatt, der von Osten meinem Garten anvertraut…

Text und Fotos: Eva-Christina Galanulis

 

Gingko Biloba

Dieses Baums Blatt, der von Osten
Meinem Garten anvertraut,
Gibt geheimen Sinn zu kosten,
Wie’s den Wissenden erbaut.

Ist es ein lebendig Wesen,
Das sich in sich selbst getrennt?
Sind es zwei, die sich erlesen,
Daß man sie als eines kennt?

Solche Frage zu erwidern
Fand ich wohl den rechten Sinn.
Fühlst du nicht an meinen Liedern,
Dass ich eins und doppelt bin?

Johann Wolfgang von Goethe (1815)